Die Gandharba

Wissenswertes über die Musikerkaste

Gandharba bezeichnet die Musikerkaste in Nepal.

Viele Besucherinnen und Besucher werden ihnen schon – vor allen Dingen in Thamel – begegnet sein.

Die typische nepalesische Fiedel die sie spielen (und unermüdlich zum Kauf anbieten) heißt Sarangi.
Die Gandharba stehen am Ende des Kastensystems. Sie gehören zu den Dalits, das ist der “Zusammenschluss” der “Kasten der Unberührbaren”.


Ursprünglich waren die Gandharba nicht nur Musiker, sondern auch Überbringer von Nachrichten.
Die männlichen Mitglieder der Kaste ziehen / zogen von Dorf zu Dorf um so den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie zu verdienen. Nach der Vereinigung der nepalesischen Fürstentümer zu dem Staat Nepal durch Prithvi Narayan Shah, wurde ihnen eine bedeutende Rolle in Bezug auf die Verbreitung des nepalesischen Nationalgefühls zu gesprochen.

Muluk Ain

1854 wurde der 1. nepalesische Gesetzeskodex herausgegeben, das Muluk Ain. In diesem Kodex wurden die Gandharba als rituell verunreinigte Personen klassifiziert. Unter anderem heißt dass, das Angehörige höherer Kasten von ihnen kein Wasser oder Speisen annehmen dürfen. Kommt es zu einer ungewollten Berührung, bedurfte (bedarf) es einer rituellen Reinigung. Obwohl das Kastensystem bereits 1963 offiziell abgeschafft wurde, ist es, besonders in den ländlichen Gegenden immer noch tief verwurzelt.

Keine ethnische Gruppe

Die Gandharba sind keine ethnische Gruppe (wie z.B. die Sherpa oder Tamang), sondern werden als endogene (jat) Kaste bezeichnet. Die endogenen Kasten sind in exogene Kasten unterteilt (thara, pada, gotra). Laut Zensus von 2001 gibt es 5.800 Gandharba in Nepal. Dies entspricht 0,03% der Gesamtbevölkerung.

Verbreitungsgebiet

Eigentlich in ganz Nepal angesiedelt, trifft man die Gandharbas außerhalb der Touristengebiete hauptsächlich in der “Western Region” um Pokhara, und dort vor allen Dingen in den Distrikten Gorkha, Lamjung, Kaski, Baglung, Gulmi, Palpa und Tanahun (Tanaku).
Die Gandharba gehören zu den Parbatiya, so wird der Bevölkerungsteil Nepals genannt, deren Muttersprache das Nepali ist.

Herkunft

Es wird angenommen, dass die Gandharba, wie die meisten Dalits, Nachkommen jener wenigen Gruppen sind, die zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert gemeinsam mit hochkastigen Hindufamilien aus Rajasthan vor den vordringenden Moslems in den Himalayaraum geflohen sind. Die Kastenunterschiede nehmen zwar langsam ab, die äußere Armut bleibt jedoch bestehen!

Soziales

Laut der “National Dalit Commision” betrug die Alphabetisierungsrate bei den Gandharbas im Jahr 2001 ca. 31%. Damit stehen sie an der Spitze der Dalits. Die Gandharbas machen sich mit ihren Sarangis zu den den Bussen, vornehmlich auf dem Prithvi Highway auf. (Dieser Highway verbindet Kathmandu und Pokhara). Die meisten Mitglieder der Musikerkaste trifft man zwischen den Städtchen Mugling und Damauli.

Besonders auffallend in dieser Gegend ist die hohe Zahl der kindlichen Gandharbas. Ausnahmslos trifft man auf junge, männliche Gandharbas, die sich durch das singen und spielen einige Rupees verdienen. Diese Kinder stammen fast ausnahmslos aus kinderreichen Familien, die sich das Schulgeld nicht leisten können und auf die Unterstützung durch die Kinder angewiesen sind. In der nepalesischen Bevölkerung wird die Tätigkeit der Gandharba als Bettelei angesehen. Gegen diese Stigmatisierung wehren sich die Musiker, die ihre Tätigkeit als ehrenwert ansehen. Sie sehen ihre Tätigkeit als Tauschgeschäft an.
Musik und Nachrichten gegen Essen und Trinken.

(Quelle: NI Nepal Information der DNG Nr. 99 2/2007)

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